Wie jetzt?

Zwischenzeitlich hatte mich Stefan Schmitz vom Sonar auf die britische C-Class gebracht, von der Norbert Heinrichs zig- Jahre zuvor schon eine Form und diverse Boote angefertigt hatte. Daraus ergab sich für mich ein kleines Dilemma: wenn ich die C baue, wirft das die U9 nach hinten. Aber! Ich gewinne an Technik und beide Boote könnten, obwohl die C schon 3 Jahre früher 1906 auf Kiel gelegt wurde, unterschiedlicher nicht sein. Was natürlich seinen eigenen Reiz hat! Die C-Class mit dem spindelförmigen Rumpf ist hydraulisch optimal und bestens für Unterwasserfahrt konzipiert. Die U9 mit ihrem Rumpf, der von einem sportlichen Segelboot stammen könnte, kann Überwasser „schnell“ geradeaus, unter Wasser geht’s wohl auch eher geradeaus, dafür aber langsamer. Was für den gedachten Einsatz ja Sinn macht: die C zur küstennahen Verteidigung, die U9 für den Angriff auf hoher See. So kam es, dass ich zunächst der C-Class den Vorzug gab, mir allerdings zwischendurch immer wieder den Kopf über die technischen Lösungen zur U9 zerbrach, was irgendwann in einem 3 cm hohen Packen Schmierpapier endete. Die anderen 3 cm waren da schon lange in der Ablage „P“ versenkt worden.

Und davor stand die Frage des Maßstabs. 1:30: fetter Pott. 1:40: wird eng mit den nötigen Komponenten. Umso kleiner, desto mehr schaukeln die Boote wie abgetakelte Dschunken bei Sturm im Wasserglas… Aber was dann? 1:35, wie bei Plastikbausätzen wäre eine Richtung. Die C gab schließlich den Maßstab vor: 1:32, ein guter Kompromiss, den haben auch die UB1 von Norbert Brüggen oder die R-Class von OTW-Designs, gerade in England und USA ist das ein gängiger Maßstab. Würde doch gut passen.

 Qualmen bis der Arzt kommt.

Nach der Idee folgte – Ratlosigkeit. Luft rein, Qualm raus, so weit so gut. Also erstmal das Repertoire an Raucherzeugern checken. Die Panzerfreunde stellen eine gute Quelle für Informationen dar, Widerstand mit umwickelten Dochten, die im Rauchöl hängen, dazu ein PC-Lüfterchen für die Fahne. Aaaaaaaber: das Zeugs muss zum Tauchen verschlossen werden, sonst qualmt da hinterher nix mehr, schlimmer noch: es liegt am Grund. Somit kristallisierte sich die Lösung der Abschottung des Rauchgenerators als Schlüsselstelle heraus, die es primär zu lösen galt.

Magnetventile waren der erste Gedanke, die gibt es günstig für Waschmaschinen etc. pp., auch mit 12 V. Nur - die Teile für Luft sind zwar klein, leider auch die Querschnitte mit meist 2 mm, schlecht für den Smoker. Und die für Wasser sind relativ groß und die Schläuche müssten weit und tief verlegt werden, was das Problem ergab, dass das stehende Wasser darin nicht abfliessen kann, in die Rauchkammer gelangt und dort verbleibt. Demnach musste der Verschluss der Schornsteine direkt an deren Basis erfolgen. Da ist aber kaum Platz. Ein Verschluss wie bei einem Wasserhahn, wo eine Kugel oder ein Konus axial abdichtet, ist kaum zu realisieren. Doch dann kam der Geistesblitz: bei allen möglichen Gebinden wie z.B. Ölfässern oder den Zapfhähnen von Bierfässern erfolgt der Verschluss radial, indem ein Zapfen in einer Führung um 90 ° verdreht wird. Nach diversen Skizzen und Versuchen zeichnete ich den Walzenschieber in der CAD, es ging dabei um das Problem, die Anschlüsse der Schläuche zur Rauchkammer optimal anzuordnen. Der erste Versuch war zwar nicht schlecht, irgendwann fiel dann der Groschen zum finalen Bauteil. Zunächst hatte ich wie beim Zapfhahn die Bohrungen oben und unten gerade durch Achse und Hülse durchgeführt. Das hätte aber bei der Montage Probleme ergeben… Erst als ich den Weg seitlich aus der Achse nahm, funktionierte es besser. Es muss nur links und rechts ein Winkelstück samt O-Ringen eingesteckt werden, dann kann das ganze Bauteil von oben auf 2 Lagerböcke gesetzt und fixiert werden. Die Achse bleibt stehen, die Hülse darüber mit den Schornsteinen wird über einen Hebel gedreht.

Die Luft muss auf der anderen Seite von irgendwoher ins Boot, da kommt eigentlich nur der Turm in Frage. U1 bis U8 hatten einen kleinen, einzelnen Schornstein, U9 bis U16 zwei größere, U17 und U18 und die nachfolgenden Diesel-Boote einen mittelhohen. Wenn ich schon den Walzenschieber einsetze, geht das auch mit 2 Schornsteinen, den dicken, kurzen zum Ansaugen, den schlanken, hohen zum Auspuffen.

Mit Kindersicherung??

 Dazu kam noch die Frage, welche Bauweise zum Schliessen des Bootes ich verwenden sollte. WTC erfordert eine Äquatorialtrennung (am besten auf Höhe der Wasserlinie), gleiches gilt für einen verschraubten Deckel. Da kommt man zwar schön an die Komponenten, vor allem an den Rauchgenerator. Aber ein horizontaler Schnitt, den man nicht verstecken kann, sieht besonders bei diesem Rumpf, sagen wir mal, bescheiden aus. Für eine Zentralschraube gilt gleiches, wäre nur über zu öffnende Torpedoklappen gegangen, die säße dann aber nicht zentrisch. Und ich habe schon etliche Robbe-Boote damit am Grund liegen gesehen… „Schuster bleib’ bei deinen Leisten“, so ging es letztlich um die Frage, an welcher Stelle ich die Trennung für den Bajonettverschluss vornehmen konnte. Die Schornsteine mussten im Heck liegen, damit keine lösbare Verbindung in den vorderen Teil benötigt wird. Das wäre zwar bei U5 - U8 durch den weiter hinten liegenden Schornstein einfacher zu lösen, bei U9 - U12 aber auch machbar. Dies bedingt ein längeres achteres Teil, die Gewindestange des hinteren Kolbentanks müsste bei einem guten Tankvolumen halt über den Bajo hinaus ins Heckstück laufen. Da steht zwar die Rauchkammer im Weg, Probleme sind dazu da, um gelöst zu werden, notfalls muss eine Hülse in den Generator, durch die die Gewindestange läuft. Damit stand die Entscheidung fest: Ich gehe auf’s Ganze, es wird U9.

Das Traditionsboot.